Dienstag, 27. März 2012

Neue Wege auf dem Elektrofahrrad

Presseschau:

Neue Wege auf dem Elektrofahrrad
An der Hochschule Wismar wird im Rahmen des Projekts „inmod“ eine Innovation für den öffentlichen Personennahverkehr getestet.

Wismar – Das Wort „inmod“ kommt Prof. Udo Onnen-Weber seit einiger Zeit häufiger über die Lippen. Es handelt sich um die Kurzform von „intermodal“. Wenn der Dozent der Hochschule Wismar über intermodale Verkehrskonzepte spricht, meint er damit eine Transportkette, bei der mindestens zwei verschiedenen Verkehrsträger im Spiel sind. In diesem Fall ein Bus und ein Elektrofahrrad.

Onnen-Weber leitet das Forschungsprojekt „inmod“, bei dem es um eine Belebung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im ländlichen Raum geht. „70 Prozent der Städte und des Stadtumlands sowie 25 Prozent des ländlichen Raums sind mit ÖPNV versorgt, aber nur null Prozent des peripheren, strukturschwachen ländlichen Raums. 83 Prozent der Fläche von Mecklenburg-Vorpommern sind strukturschwacher, ländlicher Raum“, sagt er und verdeutlicht so, warum M-V prädestiniert für den Modellversuch ist, mit dem der ÖPNV attraktiv und gleichzeitig finanzierbar gemacht werden soll. Ziel ist es, die Mobilität im ländlichen Raum trotz Bevölkerungsrückgangs zu sichern und damit einen Beitrag zur Stabilisierung dieser entwicklungsgeschwächten Regionen zu leisten. Das Projekt untersucht in vier Nahverkehrsräumen in M-V unterschiedliche Nutzerszenarien. Einheimische, die den ÖPNV nur für gezielte Besorgungen nutzen wollen, haben beispielsweise andere Bedürfnisse als Berufspendler oder Touristen.

Die Vorbereitungen sind im November gestartet. Ab Juli soll der Betrieb auf den ÖPNV-Strecken beginnen. Dann kommen im ganzen Land 370 Elektrofahrräder zum Einsatz, die in speziellen Boxen bereit stehen sollen – in Siedlungsräumen, also dort, wo Menschen wohnen. Mit den Rädern sollen diese sich selber zu den Haltestellen befördern, weil die Buslinien nur noch auf Hauptstrecken mit wenigen Haltestellen konzentriert werden.

Das Forschungsprojekt „inmod“ hat sich vier Nahverkehrsräume in M-V vorgenommen: Im Landkreis Nordwestmecklenburg sind es die Strecken zwischen Wismar und Pepelow sowie zwischen Boltenhagen und dem Priwall. Weitere Teststrecken wird es zwischen Anklam und Heringsdorf geben sowie in Waren und Neustrelitz, wo Mitarbeitern der Behörden Elektrofahrräder für die Projektdauer zur Verfügung gestellt werden. Ziel ist, ihr Verkehrsverhalten als Einpendler zu untersuchen und zu verändern.

„Bisher wird der ÖPNV ausschließlich von Fahrern bewegt. Ein Elektrofahrrad muss hingegen vom Nutzer alleine betrieben werden“, hebt Onnen-Weber einen wichtigen neuen Ansatz hervor. Es komme also zu einem ganz neuartigen Zusammenspiel im Rahmen des ÖPNV, dessen rechtliche Bedingungen das Forschungsprojekt „inmod“ untersucht. Ebenso wie die Frage, „ob die Idee wirtschaftlich tragbar oder nur illusorisch ist“, so der Projektleiter. „Wir müssen grundsätzlich davon ausgehen, dass Mobilität subventioniert werden muss. Wir müssen schauen, inwieweit diese Subventionen nötig und private Zuwendungen erforderlich sind.“

Projektpartner sind die jeweils vor Ort ansässigen Busbetriebe. In Nordwestmecklenburg sind es die Grevesmühlener Busbetriebe sowie die BusBetriebe Wismar Regio/Stadt GmbH. Außerdem wurde eine Software entwickelt, mit der Reservierungen für ein Elektrofahrrad möglich sind, die also die Logistik auf den Strecken absichert. „Wir zählen auch auf die Gemeinden, durch die unsere Busstrecken führen“, sagt der Projektleiter. Bisher sei die Resonanz positiv. Am wichtigsten seien aber die potentiellen Fahrgäste, die während der Projektdauer immer wieder Umfragen über sich ergehen lassen müssen.



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